Arbeit

Zuletzt aktualisiert am 6. Juli 2021

Darf ich im Büro die Live-Übertragung eines wichtigen Sportanlasses mitverfolgen?

Haben Arbeitnehmer ein Recht darauf, ein wichtiges Ereignis (Sport, Politik, Royale Hochzeit) während ihrer Arbeitszeit an PC, Handy, TV oder Radio mitzuverfolgen? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Die rechtliche Situation ist eindeutig, suchen Sie deshalb das Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber, der hoffentlich auch ein Fan-Herz hat.

«Ich bin ein grosser Fan unserer Fussball-Nationalmannschaft und lasse mir keinen Match entgehen – schon gar nicht diejenigen der WM in Russland. Bis jetzt fielen alle Spiele auf den Abend und ich konnte gemütlich mit meinen Freunden vor dem Fernseher mitfiebern. Doch jetzt das Problem: Gegen Schweden spielt die Schweiz um vier Uhr nachmittags, genau während der Bürozeit. Leider haben wir eine obligatorische Präsenzzeit und Ferientage habe ich keine mehr. Gibt es eine rechtliche Möglichkeit?»

Antwort:

Unser auf Arbeitsrecht spezialisierter Jurist, Jean-Pierre Uebersax ist kategorisch: «Rechtlich ist die Sachlage ganz klar. Der Arbeitnehmende hat seine Arbeitskraft zu 100 % zur Verfügung zu stellen. Dies schliesst das Mitverfolgen eines Fussballspiels während der Arbeitszeit von vornherein aus. Ich empfehle den Fussballnarren also, frühzeitig mit ihren Vorgesetzten das Gespräch zu suchen und gemeinsam eine Lösung zu finden.»

Rote Karte: Kein Anspruch auf Fussball-TV während der Arbeitszeit

Auch wenn es dem Fan-Herz weh tut, rechtlich ist die Lage also eindeutig: Niemand hat ein Recht darauf, während der Arbeitszeit Fussball zu schauen. Eine Weltmeisterschaft setzt das geltende Arbeitsrecht nicht ausser Kraft und der Arbeitsvertrag gilt unverändert. Dieser Arbeitsvertrag sieht vor, dass der Arbeitnehmer dem Unternehmen seine Arbeitsleistung gegen Bezahlung zur Verfügung stellt. Ausnahmen sind nur dann möglich, wenn es der Arbeitgeber ausdrücklich gestattet.

Gespräch suchen, gemeinsame Lösung finden

Manche Arbeitgeber sind in solchen Fällen sehr kulant und stellen vielleicht sogar einen Radio, Fernseher oder Beamer zur Verfügung. Weitere Ideen:

  • Pausen zusammenlegen: Legt man Morgen-, Mittag- und Nachmittagspause zusammen auf den Moment des Spiels, kann man die heissen Phasen mitverfolgen und seine Arbeit trotzdem erledigen.
  • Vor-/Nacharbeiten: Die nicht erbrachte Arbeitsleistung kann nachgeholt oder vorgezogen werden.
  • Live-Ticker mitverfolgen: Haben Sie einen Internet-Zugang und das Recht privat zu «surfen», gibt es die Möglichkeit einen Live-Ticker in Textform mitzuverfolgen.
  • Eine Mitarbeiterveranstaltung rund um den Match organisieren, ein Wettspiel organisieren und so den Zusammenhalt und die Motivation der Kollegen fördern.

Aber: Der Arbeitgeber hat das letzte Wort!

Nehmen Sie auch Rücksicht auf Ihre etwas weniger fussballbegeisterten Kollegen, die vom WM-Rummel verschont bleiben möchten. Vielleicht sind diese sogar bereit, für Sie den Telefondienst zu übernehmen.

Vorsicht beim Live-Streaming

Mitarbeitende mit Internetzugang hätten theoretisch die Möglichkeit, die Spiele via Live-Streaming an ihrem PC mitzuverfolgen. Die hohen Datenmengen können allerdings die Firmensysteme verlangsamen oder sogar zum Zusammenbruch bringen, hier ist also Vorsicht geboten. 

Gepostet am 2. Juli 2018